Photovoltaik: Eigenverbrauch oder Einspeisung?
Solaranlagen auf Wohnhäusern lohnen sich umso stärker, je mehr Solarstrom Sie selbst verbrauchen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie den Eigenverbrauch berechnen und optimieren. Plus das Wichtigste zur Anmeldung und Steuern.
SolardachCheck: Photovoltaik prüfen
Würde sich Photovoltaik auf Ihrem Dach lohnen? Was bringt ein Speicher in Ihrem Fall? Finden Sie heraus, mit welchen Erträgen Sie rechnen können:
Die wichtigsten Fakten im Überblick
- Eigenverbrauch lohnt sich stärker als die Einspeisevergütung
- Mit einem Speicher sind bis zu 80 Prozent Eigenverbrauch möglich
- Für Photovoltaik auf Einfamilienhäusern muss keine Einkommensteuer gezahlt werden. Die Umsatzsteuer auf PV-Anlagen ist auf 0 Prozent festgesetzt.
- Die EEG-Umlage ist komplett abgeschafft.
- Ab dem 1. Januar 2023 in Betrieb genommene Anlagen unterliegen nicht der 70-Prozent-Regel.
Eigenverbrauch PV-Anlage: Was ist das eigentlich?
Ob zum Betreiben einer Waschmaschine oder einer Wärmepumpe, ob zum Laden eines Elektroautos oder eines E-Bikes. Wenn Sie eine Photovoltaik-Anlage haben und den selbst produzierten Strom direkt verbrauchen oder ihn zwischenspeichern, spricht man von Eigenverbrauch. Wird der überschüssige Solarstrom zwischendurch nicht benötigt und ins örtliche Stromnetz eingespeist, nennt man es Einspeisung. Für Letzteres werden Sie nach einem festen Tarif vergütet. Die meisten Haushalte kombinieren Eigenverbrauch mit Einspeisung.
Solarstrom: Einspeisung oder Eigenverbrauch?
Für Photovoltaik auf Wohnhäusern gilt generell: Je mehr Solarstrom im Eigenverbrauch genutzt wird, desto mehr lohnt sich die Anlage. Denn jede Kilowattstunde, die nicht beim Stromerzeuger gekauft werden muss, spart bares Geld – gut 42 Cent pro kWh kostet Strom im ersten Halbjahr 2024.
Durchschnittlicher Eigenverbrauch bei PV: 25 bis 35 Prozent
Der durchschnittliche Eigenverbrauch aus einer PV-Anlage liegt bei 25 bis 35 Prozent. Erhöhen lässt sich die Eigenverbrauchsquote zum Beispiel durch den Betrieb einer Wärmepumpe oder eines Elektroautos. Auch der Einsatz eines Batteriespeichers kann sinnvoll sein. Wichtig ist der Zeitpunkt: Verbrauchen Sie den Strom dann, wenn die PV-Anlage am produktivsten ist - also tagsüber.
- Kombinieren Sie Ihre Wärmepumpe mit einem Pufferspeicher.
- Laden Sie, wenn möglich, Ihr Elektroauto tagsüber.
- Lassen Sie Spül- und Waschmaschine ebenfalls laufen, solange es hell ist.
Photovoltaikanlage & Eigenverbrauch: Warum lohnt sich das?
Eigenverbrauch lohnt sich stärker als das Einspeisen ins Netz, weil eigener Solarstrom billiger ist als Strom vom Energieversorger. Der Vorteil durch Eigenverbrauch ist in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Ein wichtiger Grund sind die stetig sinkenden Kosten für Photovoltaik-Module, eigener Solarstrom wird deshalb immer günstiger.
Die Kilowattstunde Sonnenstrom lässt sich derzeit für 10 bis 14 Cent erzeugen. Dieser Wert ergibt sich aus der Investition von 1.400 Euro je Kilowatt, den prognostizierten Erträgen und der Laufzeit von 20 Jahren. Hinzu kommen noch Wartungskosten von 200 bis 300 Euro pro Jahr. Dagegen stehen hohe Bezugskosten für Netzstrom von durchschnittlich gut 42 Cent je Kilowattstunde (1. Halbjahr 2024). Selbst Sondertarife für Wärmepumpen kosten noch um die 22 Cent pro Kilowattstunde.
Wer den Sonnenstrom selbst nutzt (Eigenverbrauch), kann richtig Geld sparen: zwischen 16 und 38 Cent je Kilowattstunde. Eigenverbrauch von Solarstrom lohnt sich! Zum Vergleich: Für ins Netz eingespeisten Solarstrom gibt es bei Anlagen mit weniger als 10 kW 8,1 Cent pro Kilowattstunde.
Kosten für Netzstrom: | durchschnittl. 42 Cent je kWh (1. Halbjahr 2024) |
Kosten für Sonnenstrom: | 10 bis 14 Cent je kWh |
Zum Vergleich: Einspeisevergütung (für ab 01.2.2024 in Betrieb genommene Anlagen bis 10 kW) | 8,1 Cent je kWh |
Ist Eigenverbrauch steuerpflichtig?
Neben dem EEG 2023 hat der Gesetzgeber mit dem Jahressteuergesetz im Dezember 2022 auch für erhebliche steuerliche Erleichterungen bei selbst erzeugtem Strom gesorgt. Dies gilt für die Einspeisung wie für den Eigenverbrauch aus einer PV-Anlage. Einfachere Regeln gibt es nun sowohl für die Umsatzsteuer als auch für die Einkommensteuer.
Umsatzsteuer
Für private PV-Anlagen, Batteriespeicher und alle wesentlichen Komponenten gilt seit dem 1. Januar 2023 ein Umsatzsteuersatz von 0 Prozent. Damit können sich die Betreiber*innen einer solchen Anlage ohne finanzielle Nachteile für die sogenannte Kleinunternehmerregelung entscheiden. Sie müssen keine aufwändige Umsatzsteuererklärung machen und dies noch nicht einmal mehr dem Finanzamt mitteilen. Das hat das Bundesfinanzministerium im Sommer 2023 klargestellt und umfassende Informationen zu dem Thema als FAQ veröffentlicht: FAQ „Umsatzsteuerliche Maßnahmen zur Förderung des Ausbaus von Photovoltaikanlagen“
Einkommenssteuer
Wer Solarstrom erzeugt und über das Stromnetz verkauft, handelt grundsätzliche als Unternehmer*in. Seit dem Steuerjahr 2022 sind Betreiber*innen von Photovoltaikanlagen jedoch davon befreit, ihre Gewinne aus dem Stromverkauf gegenüber dem Finanzamt zu erklären, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
Die PV-Anlage
- befindet sich an der Fassade, auf dem Dach oder integriert ins Dach eines Gebäudes und
- hat eine Leistung von maximal 30 kWp bzw. von 15 kWp je Wohn-/Gewerbeeinheit (bei Mehrfamilienhäusern).
Im Rahmen des Bürokratieabbaus hat das Bundesfinanzministerium sogar erklärt, dass sowohl die Anschaffung als auch der Betrieb von neuen Photovoltaik-Anlagen beim Finanzamt nicht mehr angezeigt werden muss, wenn die folgenden Voraussetzungen gegeben sind:
- Der Betrieb des oder der Gewerbetreibenden beschränkt sich auf nach § 3 Nr. 72 EStG begünstigte Photovoltaikanlagen.
- Das Unternehmen des Unternehmers umfasst ausschließlich den Betrieb einer Photovoltaikanlage nach § 12 Abs. 3 Nr. 1 Satz 1 UStG. Unschädlich ist eine steuerfreie Vermietung von Grundstücken (z.B. Wohnung).
Ein bislang unter Umständen erforderlicher “Antrag auf Liebhaberei” fällt damit genauso weg wie die Abgabe einer Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) in der Einkommenssteuererklärung.
Wie hoch ist die EEG-Umlage bei Eigenverbrauch?
Mit dem Inkrafttreten des EEG 2023 zum 1.1.2023 wurde die EEG-Umlage komplett abgeschafft. Auch dies vereinfacht das Betreiben einer PV-Anlage deutlich.
Wie wird der Eigenverbrauch bei Photovoltaik berechnet?
Den Eigenverbrauch zeigt die Software zur Überwachung der PV-Anlagen häufig schon automatisch an. Ansonsten lässt sich der Eigenverbrauch in wenigen Schritten berechnen:
- Erzeugte Menge an Solarstrom am PV-Zähler ablesen.
- Ins Netz eingespeiste Strommenge am Zweirichtungszähler ablesen, über den viele Solaranlagen bereits verfügen.
- Der Eigenverbrauch ergibt sich aus der gesamten erzeugten Strommenge abzüglich der ins Netz eingespeisten.
- Die Eigenverbrauchsquote ist der Anteil des Eigenverbrauchs an der gesamten erzeugten Menge von Solarstrom.
Wenn Sie noch keine Photovoltaikanlage haben, können Sie den Eigenverbrauch auch mit einem Rechner abschätzen. Ganz einfach geht das mit dem Photovoltaik-Rechner. Basierend auf Ihrem Stromverbrauch und dem geschätzten Solarertrag finden Sie in der Auswertung auch den Eigenverbrauchsanteil am Solarertrag. Bei den meisten Haushalten liegt dieser zwischen 25 und 35 Prozent.
Wie viel Prozent Eigenverbrauch ist bei Photovoltaik möglich?
Theoretisch sind mit einer Solaranlage über 90 Prozent Eigenverbrauch machbar. Doch ist solch ein hoher Eigenverbrauchsanteil auch sinnvoll? Eher nicht, denn selbst mit einem Batteriespeicher liegt die Eigenverbrauchsquote selten über 70 Prozent. Ein noch höherer Eigenverbrauch lässt sich meistens nur durch kleine Photovoltaikanlagen mit weniger als 4 Kilowatt-Peak erzielen: Je weniger Solarstrom eine PV-Anlage erzeugt, desto leichter ist es schließlich, ihn selbst zu verbrauchen.
Für den Klimaschutz ist es aber sinnvoller, möglichst das ganze Dach für Photovoltaik-Module zu nutzen. Überschüsse können Besitzer*innen ins Stromnetz einspeisen. So erhalten auch andere Menschen klimafreundlichen Solarstrom. Mieter*innen haben die Möglichkeit, einen kleinen Teil ihres Stromverbrauchs durch eine Balkon-Solaranlage zu decken.
Mit dem Inkrafttreten des EEG 2023 gilt für Anlagen, die ab 1. Januar 2023 in Betrieb gehen, die sogenannte 70-Prozent-Regel gilt nicht mehr. Die frühere Einschränkung, nach der maximal 70 Prozent der Nennleistung einer Anlage ins Netz eingespeist werden durften, wurde abgeschafft. Das Ziel dabei: Möglichst viel Strom aus erneuerbarer Energie verfügbar machen.
Mit dem SolardachCheck können Sie vorab testen, welches Verhältnis von Modulfläche und Eigenverbrauch bei Ihrem persönlichen Stromverbrauch finanziell am sinnvollsten ist.
Wie lässt sich bei Photovoltaik der Eigenverbrauch optimieren?
- Photovoltaik-Speicher nutzen, um Strom später zu verbrauchen
- Elektroauto als zusätzlichen Speicher und Verbraucher verwenden
- mit einem Heizstab Warmwasser bereiten
- mit einer Wärmepumpe heizen und Warmwasser bereiten
- elektrische Geräte mit hohem Verbrauch bei Sonnenschein verwenden (wie z. B. Waschmaschine oder Spülmaschine)
Photovoltaik fürs Elektroauto
Steht ein Elektroauto tagsüber vor dem eigenen Haus, lässt es sich mit Strom aus der Photovoltaikanlage laden. Wichtig sind dabei folgende Punkte:
- Ladestation auswählen, die passende Schnittstellen für die Photovoltaikanlage hat. Auskunft gibt zum Beispiel der PV-Hersteller.
- Solaranlage mit mindestens 5 Kilowatt-Peak installieren. Sie muss auch abends noch genug überschüssigen Solarstrom für das Elektroauto erzeugen.
- Energiemanagementsystem anschaffen: Die Software lädt das Elektroauto abhängig von der Solarerzeugung und den eigenen Fahrwünschen.
Möchten Sie sich eine Solaranlage zulegen, sollten Sie diese also so weit wie möglich auf Ihren Eigenverbrauch auslegen. Überschüssiger Strom sollte aber auf jeden Fall ins Netz eingespeist werden, um keine wertvolle Energie zu verschwenden und klimafreundlichen Ökostrom auch anderen Stromnutzer*innen zur Verfügung zu stellen.
Photovoltaik für Warmwasser
Eine preiswerte Möglichkeit, den Eigenverbrauch von Solarstrom zu erhöhen, ist die Warmwasserbereitung. Dafür genügt ein Elektroheizstab im Warmwasserspeicher. Ein Energiemanagementsystem nutzt Überschüsse aus der Photovoltaikanlage automatisch, um Warmwasser zu bereiten.
Oft ist die Warmwasserbereitung mit Solarstrom inzwischen auch günstiger als über die Gastherme. Im Sommer können Sie eine vorhandene Gastherme sogar ganz ausschalten. Der Heizstab läuft tagsüber und der Warmwasserspeicher hält genug warmes Wasser für den Abend oder Morgen vor. Noch mehr Möglichkeiten gibt es mit Photovoltaik und einer Wärmepumpe: Mit ihr können Sie Warmwasser bereiten und auch noch heizen.
Photovoltaik ohne Einspeisung anschließen?
Eine Photovoltaikanlage ausschließlich für den Eigenverbrauch, also ohne Einspeisung von Strom ins Stromnetz und ohne Verbindung zum öffentlichen Netz, wird auch als Inselanlage bezeichnet. Überschüssiger Strom ließe sich in diesem Fall zum Beispiel dafür verwenden, über einen Heizstab Warmwasser zu erzeugen. Für den Klimaschutz ist das aber eine schlechte Lösung. Über 65 Prozent des eigenen Solarstroms würden so für eine ineffiziente Form der Warmwasserbereitung verschwendet.
Wird überschüssiger Strom dagegen ins Netz eingespeist, hat das deutlich mehr Vorteile:
- Für überschüssigen Strom gibt es eine Einspeisevergütung.
- Der Solarstrom fließt über das Stromnetz an andere Haushalte und wird so effizient genutzt.
Eigenverbrauchsquote und Autarkiegrad: Was ist der Unterschied?
Eigenverbrauchsquote und Autarkiegrad bedeuten unterschiedliche Dinge:
- Eine Eigenverbrauchsquote von 100 Prozent bedeutet: Sie verbrauchen den gesamten Strom aus Ihrer Photovoltaikanlage selbst und speisen nichts ins Netz ein.
- Ein Autarkiegrad von 100 Prozent bedeutet: Sie decken Ihren gesamten Strombedarf mit eigenem Solarstrom und beziehen keinerlei Strom aus dem Netz.
Wie viel Prozent Autarkie ist bei Photovoltaik möglich?
Die Kombination aus Solaranlage und Speicher kann den Autarkiegrad auf bis zu 80 Prozent steigern. Abends können Sie dabei einen Großteil Ihres Stromverbrauchs aus dem Batteriespeicher beziehen.
Eine hohe Autarkiequote lässt sich auch durch eine möglichst große Photovoltaikanlage ohne Speicher erzielen. Mit 30 Kilowatt-Peak können rund 30.000 Kilowattstunden Solarstrom pro Jahr erzeugt werden. Eine solche Anlage stellt auch bei wenig Sonnenschein im Winter ausreichend Leistung zur Verfügung, um den Bedarf eines Haushalts mit etwa 5.000 kWh pro Jahr bei Tageslicht zu decken. Um PV-Strom bei Dunkelheit nutzen zu können, ist dagegen immer ein Speicher notwendig.
Wer eine möglichst hohe Autarkie bei der Energieversorgung anstrebt, sollte also auf beides achten: Strom und Wärme. Solch eine integrierte Lösung ist zum Beispiel Photovoltaik mit einer Wärmepumpe. In unserem Überblick finden Sie noch weitere Möglichkeiten zum Heizen mit erneuerbaren Energien.
Autor: Manuel Berkel