Wärmepumpe im Ein- und Zweifamilienhaus (Altbau & Neubau)
Welche Wärmepumpe sich für welches Haus eignet, hängt von vielen Faktoren ab: Dämmung, Heizkörpern, Untergrund, Platz im Keller sowie Größe und Bebauung des Grundstücks. Wir helfen bei der Auswahl des passenden Wärmepumpen-Typs.
WärmepumpenCheck
Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
- Beheizung eines Hauses nur mit Wärmepumpe möglich
- Wärmepumpen auch ohne Fußbodenheizung
- erste Wahl für Alt- und Neubau: Erd- und Grundwasser-Wärmepumpen
- Luft-Wärmepumpen im Altbau: günstiger mit annehmbarer Effizienz
- Aufstellen der Wärmepumpen grundsätzlich im Heizkeller
- Außenaufstellung nur bei Luft-Wärmepumpen möglich
Kann man ein Haus nur mit Wärmepumpe heizen?
Grundsätzlich kann man ein Haus nur mit einer Wärmepumpe heizen. In den meisten Wärmepumpen ist ein elektrischer Heizstab eingebaut, der sie an besonders kalten Tagen unterstützt. Je nach Wärmepumpen-Typ gibt es Unterschiede:
- Erdwärmepumpen und Grundwasser-Wärmepumpen benötigen den Heizstab nur in seltenen Fällen, sie werden auf einen monovalenten Betrieb ausgelegt. Erde und Grundwasser haben auch im tiefsten Winter Plusgrade und sind effektivere Wärmequellen als Luft.
- Damit der Heizstab bei einer Luft-Wärmepumpe möglichst selten läuft, kommt es auf eine gute Dämmung sowie großflächige Heizkörper an.
Wichtig: Der Heizstab sollte maximal vier Prozent des jährlichen Wärmebedarfs decken. Andernfalls werden die Stromkosten zu hoch.
Die Kombination einer Wärmepumpe mit einem Gas- oder Ölkessel ist höchstens dann sinnvoll, wenn
- ein effizienter Brennwertkessel weitergenutzt werden soll oder
- wenn das Gebäude nur mäßig gedämmt ist und keine Flächenheizung möglich ist.
Eine kostengünstige Luft-Wasser-Wärmepumpe liefert dann den Hauptteil der Wärme und der Gaskessel kommt nur an kalten Tagen zum Einsatz. Für das Klima ist ein kompletter Heizungstausch aber die bessere Lösung.
Welche Wärmepumpe im Altbau?
Eine Wärmepumpe ist unter bestimmten Bedingungen auch für einen Altbau geeignet. Entscheidend für die Auswahl einer Wärmepumpe in Bestandsgebäuden ist die Vorlauftemperaturgrenze von 55 Grad Celsius. Konkret heißt das, das Haus soll auch bei einer maximalen Vorlauftemperatur von 55 Grad Celsius warm werden. Erreichen lässt sich dieser Zustand mit teils geringen Dämmmaßnahmen und ausreichend großen Heizkörpern.
Grundsätzlich sind Luft-Wärmepumpen für einen Altbau weniger gut geeignet, weil sie einen höheren Stromverbrauch haben als andere Wärmepumpen. Aber auch sie können auf eine akzeptable Jahresarbeitszahl (JAZ) von durchschnittlich 3,1 kommen. Das zeigen Erfahrungen des Fraunhofer ISE-Instituts. Hinzukommt, dass Wärmepumpen in den vergangenen Jahren immer effizienter werden, wie die Studienergebnisse der Internationalen Agentur (IRENA) für Erneuerbare Energien zeigen. Das liegt zum einen an der herstellerseitigen Effizienzsteigerung und zum anderen an der Optimierung bestehender Anlagen, etwa durch größere Heizflächen.
Altbauten sind allerdings sehr unterschiedlich. Welche Wärmepumpe für Ihr Haus geeignet ist, erfragen Sie am besten bei einem/r Energieberater*in.
Wärmepumpen für Altbau optimal mit Dämmung
Von einer Wärmepumpe in einem Altbau ohne ausreichend vorhandene Dämmung und passende Heizkörper ist abzuraten: Der Wirkungsgrad der Wärmepumpe (Jahresarbeitszahl – kurz: JAZ) wäre zu niedrig und der Stromverbrauch zu hoch.
Wärmepumpe für Altbau ohne Fußbodenheizung
Alle Arten von Wärmepumpen brauchen Heizkörper mit großen Oberflächen. Nur so können sie eine niedrige Vorlauftemperatur des Heizungswassers und eine hohe Jahresarbeitszahl (JAZ) von 3 bis 5 erreichen. In Altbauten lässt sich eine Fußbodenheizung aber nur mit großem Aufwand nachrüsten. Für Wärmepumpen im Altbau ohne Fußbodenheizung gibt es andere Flächenheizungen als Alternativen:
- Wandheizungen lassen sich nachrüsten.
- Wasserführende Deckenheizungen passen unter eine Deckenabhängung.
- Niedertemperatur-Heizkörper brauchen wenig Platz.
- Große Plattenheizkörper sind in einigen Altbauten bereits vorhanden.
Ausführliche Informationen zu Heizkörpern für Wärmepumpen finden Sie in unserem Artikel: Funktion von Wärmepumpen.
Aus der Praxis: Auch ohne Dämmung kann's funktionieren!
co2online-Nutzer Andreas Doll beschreibt seine Erfahrungen mit einer Luft-Wärmepumpe
Welche Technik verwenden Sie für Ihr Gebäude?
Wir haben 2020 eine Hochtemperatur-Luft-Wärmepumpe für unseren Altbau von 1910 eingebaut. Unser Haus hat keine gedämmte Außenfassade, Standard-Heizkörper und noch die Isolierglasfenster von 1980.
Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Nach zwei Wintern bin ich sehr zufrieden. Mit der alten Ölheizung lag der Verbrauch für die ca. 300 Quadratmeter Wohnfläche bei rund 3.500 Liter pro Jahr, mit der effizienten Luft-Wasser-Wärmepumpe werden derzeit rund 7.000 Kilowattstunden Strom verbraucht. Die Jahresarbeitszahl (JAZ) liegt damit bei über fünf.
Welche Tipps möchten Sie an Menschen weitergeben, die in einer vergleichbaren Situation sind?
Auch im Altbaumit mit normalen Heizkörpern muss die Vorlauftemperatur nicht bei über 60 Grad liegen. Mein Installateur hat mir vor der Installation geraten die Vorlauftemperatur so weit abzusenken, bis einzelne Räume kalt werden. Ohne weitere Optimierung wie z. B. einem hydraulischen Abgleich habe ich damals ca. 50 Grad geschafft. Nach Einbau der Wärmepumpe und hydraulischem Abgleich liegt die Vorlauftemperatur nun bei ca. 42 Grad bei 3 Grad Außentemperatur. Damit wird es überall im Haus 20 Grad warm. Für die Effizienz einer Luft-Wärmepumpe ist es entscheidend, dass die Wärmepumpe möglichst konstant läuft – von daher keine Nachtabsenkung etc. einstellen. Die Erfahrung des Installationsbetriebs ist in meinen Augen entscheidend für eine gut laufenden Wärmepumpe. Das beste Gerät nützt nichts, wenn der Installateur die falsche Leistungsklasse auswählt, das Gerät falsch anschließt oder nicht optimal einstellt. Mein Tipp daher: Suchen Sie sich einen Installateur, der sich für die Wärmepumpen seit Jahren begeistert.
Welche Wärmepumpe für Neubau?
Wenn es der Standort zulässt, sollten Sole-Wasser- und Wasser-Wasser-Wärmepumpen die erste Wahl für einen Neubau sein. Sie haben einen geringeren Stromverbrauch und verursachen im Gegensatz zu Luft-Wärmepumpen fast keine Lärmemissionen.
Trotzdem entscheiden sich Eigentümer*innen bei einer Wärmepumpe im Neubau heute meist für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Denn Luft ist als Wärmequelle am einfachsten zu erschließen. Für ein neues Haus sind Luft-Wärmepumpen zumindest weitaus besser geeignet als für bestehende Häuser, weil die Anforderungen an die Dämmung im Neubau höher sind.
Ausführliche Informationen zu den unterschiedlichen Anforderungen erhalten Sie im Artikel: Arten von Wärmepumpen.
Welche Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus?
Eine Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus kann jede Art von Wärmequelle haben: Luft, Erdwärme oder Grundwasser. Lediglich die Heizleistung hängt vom Wärmebedarf und der Größe des Hauses ab. Typisch für ein Einfamilienhaus ist eine Wärmepumpe mit einer Leistung von bis zu 15 Kilowatt (kW). Je besser das Haus gedämmt ist, desto niedriger kann die Heizlast sein.
Was kostet eine Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus?
Eine Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus kostet bei der Anschaffung meist 12.000 bis 33.000 Euro – je nach Wärmequelle. Bei einer Förderung übernimmt die davon 30 bis 55 Prozent. Bei Erdwärme können die Kosten allerdings auch höher liegen, weil die Erdarbeiten teuer sind.
Mit fachgerechter Auslegung machen sich Wärmepumpen durch geringe laufende Kosten bezahlt: Die Betriebskosten sind niedriger als bei Erdgas oder Heizöl. Detaillierte Informationen erhalten Sie im Artikel: Kosten von Wärmepumpen.
Welche Wärmepumpe für ein Mehrfamilienhaus?
Eine Wärmepumpe für ein Mehrfamilienhaus nutzt oft Erdwärme oder Grundwasser als Wärmequelle. Da der Wärmebedarf im Mehrfamilienhaus so hoch ist, fällt die hohe Effizienz dieser Wärmepumpen stärker ins Gewicht. Bei Luft-Wärmepumpen wäre der Stromverbrauch in Mehrfamilienhäusern in der Regel zu groß.
Übersicht: Welche Wärmepumpe für welches Haus
Altbau | Neubau | Einfamilienhaus | Mehrfamilien-haus |
---|---|---|---|
Sole- und Wasser-Wärmepumpen besonders geeignet | Sole-Wasser- und Wasser-Wasser-Wärmepumpen besonders geeignet | Luft-, Sole- und Wasser-Wärmepumpen geeignet | Sole- und Wasser-Wärmepumpe besonders geeignet |
Wärmepumpe nur mit Dämmung zu empfehlen | Anforderungen an Dämmung im Neubau höher | Je besser die Dämmung, desto niedriger die Heizlast | Wärmepumpe nur mit Dämmung zu empfehlen |
Wand-, Decken-heizungen oder Nieder-temperatur-Heizkörper als Alternative zu Fußboden-heizung | Luft-Wärme-pumpen für Neubau besser geeignet als für Altbau | Durch-schnittliche Leistung bis 15 kW | Hohe Effizienz bei großem Wärmebedarf |
Zu Vor- und Nachteilen der einzelnen Wärmepumpen-Arten können Sie sich in unserem Wärmepumpen-Vergleich informieren.
Günstige Klimaanlage statt teurer Wärmepumpe?
Wassergeführte Wärmepumpen sind teuer und heiß begehrt. Daher sind gute Alternativen wie eine viel günstigere Klimaanlage sehr gefragt. Aber kann man mit einem solchen Klimagerät effektiv heizen? Wir haben mit unserem Energieberater Christian Reher gesprochen. Seine Antwort:
„Solche Systeme funktionieren in sehr gut gedämmten Gebäuden”
Energieberater Christian Reher„Der Begriff Klimaanlage ist hierfür nicht ganz korrekt und etwas irreführend. Im Grunde genommen sind es aus technischer Sicht Luft-Luft-Wärmepumpen. Es ist nebensächlich, ob es Klimageräte mit Heizfunktion oder Wärmepumpen mit Kühlfunktion sind. Was dagegen als 'teure Wärmepumpe' bezeichnet wird, ist eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und teuer daran ist das wassergeführte Heizsystem. Und ja, Systeme mit Split-Klimageräten oder sogenannte VRF-Anlage funktionieren in sehr gut gedämmten Gebäuden und sind deutlich kostengünstiger.”
Innenaufstellung & Außenaufstellung von Wärmepumpen in Altbau & Neubau
Bei den häufig verkauften Luft-Wärmepumpen spielt der Standort eine große Rolle. Je nachdem ob eine Innenaufstellung oder Außenaufstellung gewählt wird, unterscheiden sich die Lärmemissionen für die Eigentümer*innen und deren Nachbar*innen. Der Standort hängt aber auch davon ab, ob es sich um einen Altbau oder Neubau handelt, denn je nach Bauweise ist der nachträgliche Einbau mit weniger oder mehr Aufwand verbunden. Alle anderen Arten von Wärmepumpen werden in der Regel innen aufgestellt, wie bei Heizkesseln üblich.
Innenaufstellung von Luftwärmepumpen oft im Neubau
Die wichtigsten Komponenten von Luft-Wasser-Wärmepumpen werden meist außen aufgestellt, weil eine Luftwärmepumpe Luft zum Wärmetauscher für das Kältemittel befördern muss. Die Abluft und oft auch die Zuluft werden jeweils über einen Luftkanal geleitet, für den ein Durchbruch durch die Wand nötig ist. Oft findet sich diese Variante in Neubauten, wo ein Wanddurchbruch von Anfang an eingeplant werden kann.
Außenaufstellung von Luft-Wärmepumpen oft beim Altbau
Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Außenaufstellung wird auch Monoblock-Wärmepumpe oder Kompakt-Wärmepumpe genannt. Bei ihr wird die Wärme durch eine dünne Leitung in den Heizungskeller transportiert. Der Aufwand für den Umbau ist gering. Deshalb wird diese Art der Luft-Wärmepumpe häufig für bestehende Gebäude beziehungsweise den Altbau gewählt.
Autor: Manuel Berkel